Aufgrund ihrer ökologischen, soziokulturellen und ästhetischen Qualitäten ermöglichen Landschaften dem einzelnen Menschen und der Gesellschaft die Erfüllung physischer und psychischer Bedürfnisse. Diese Leistungen der Landschaft haben in vielen Fällen den Charakter öffentlicher Güter. Die Besonderheit der Landschaft liegt in ihren Leistungen für das Wohlbefinden, die Gesundheit (Lebensqualität, Erholung) und die Identität der einzelnen Menschen wie auch der Gesellschaft als Ganzem. Landschaft ist zudem für die Wirtschaft (Stichwort Tourismus) von grösster Bedeutung.
Die Leistungen der Landschaft lassen sich gestützt auf das Millenium Ecosystem Assessment wie folgt strukturieren:
- Lebensraumleistungen (Habitatsleistungen): Lebens- und Reproduktionsräume für Pflanzen und Tiere
- Trägerleistungen: Untergrund für Häuser und Infrastrukturen (Strassen, Bahn, Anlagen usw.)
- Produktionsleistungen: Die Landschaft produziert Nahrungsmittel, Pflanzenfasern, Holz, Brennstoffe usw.
- Regulierungsleistungen: Regeneration erneuerbarer Ressourcen (Wasser, Luft, Boden), Regulierung der natürlichen Dynamik (Hochwasser, Lawinen usw.)
- Als kulturelle Leistungen bietet die Landschaft
- Erholung und Gesundheit,
- ästhetischen Genuss,
- Identifikationsmöglichkeiten («Heimat») und Vertrautheit,
- sowie Standortattraktivität.
Landschaften tragen zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden der Menschen bei. Vegetationsreiche Landschaft fördert beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden. Als angenehm empfundene Landschaften wirken stressreduzierend und fördern speziell bei Kindern die kognitive und emotionale Entwicklung. Landschaften werden zudem für unterschiedlichste Arten der körperlichen Betätigung aufgesucht. Als Begegnungs- und Kontaktraum fördern sie das soziale Wohlbefinden. Menschen sind emotional und räumlich mit Landschaften verbunden, sie fühlen sich zu diesen zugehörig. Das erhöht ihre Bereitschaft zu sozialem und ökologischem Engagement.
Damit eine Landschaft ihre Wirkung für das psychische, physische und soziale Wohlbefinden entfalten kann, muss sie auf eine bestimmte Weise gestaltet sein. Der Erholungswert hängt entscheidend davon ab, ob die Bedürfnisse und Wünsche der Erholungssuchenden erfüllt werden können.
Um das Wohlbefinden zu stärken, sollte eine Landschaft beispielsweise zu Erkundungen anregen und - auch in Siedlungsgebieten - Orientierung ermöglichen. Sie sollte als Natur- und Lebensraum stressfrei und einfach zugänglich sein. Notwendig ist dazu ein Fuss- und Radwegnetz, das ermöglicht attraktive Landschaften in der Nähe der Wohn- und Arbeitsumgebung leicht zu erreichen. Die Vielfalt an Arten- und Lebensräumen erhöht die Attraktivität. Wasser übt in seinen verschiedenen Formen eine grosse Faszination auf die Menschen aus, weshalb Gewässer als Nah- und Nächsterholungsräume zugänglich sein sollten. Ruhe, aber auch das Zusammenspiel der Geräusche unterstützt je nach Ausgestaltung den Erholungseffekt und damit das Wohlbefinden. Unangenehme Geräusche oder gar Lärm fördert dagegen den Stress.
Für viele Menschen sind schöne Landschaften attraktiv – sei es am Wohn-, Arbeits- oder Ferienort. Die Landschaftsqualität ist deshalb in den Wertschöpfungsprozessen des Immobiliensektors wirtschaftlich ebenso relevant wie im Tourismus, in der Landwirtschaft, oder bei der Wahl von Firmenstandorten.
Attraktive Landschaften sind bevorzugte Wohngebiete. Eine schöne Aussicht, die Nähe zu einem See, Fluss, Wald oder zu Obstbaumwiesen - einem typischen Merkmal der schweizerischen Kulturlandschaft - sind wichtige Standortfaktoren. Dasselbe gilt für Wohnungen in der Nähe von Stadtpärken und Erholungsräumen. Immissionen, die die Landschaftsqualität negativ beeinträchtigen, wie Strassen-, Eisenbahn-, und Flugzeuglärm, sowie die Nachbarschaft zu Industriegebieten oder sogenannten Infrastrukturlandschaften mindern Wertschöpfungsprozesse des Immobilienmarkts für Wohnen und den Dienstleistungssektor. Ein schonender Umgang mit bestehenden Landschaften und die Anlage neuer Pärke und öffentlicher Freiflächen erhöhen darum die Wertschöpfung und sind von wirtschaftlicher Bedeutung.
Für konkurrierende Unternehmen sind Landschaften von hoher Qualität wichtig, um ihren Angestellten ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Eine hohe Landschaftsqualität im Wohnumfeld zieht neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und kann mitentscheidend dafür sein, für welches Unternehmen sich diese entscheiden.
Eine besondere Wertschöpfung erfolgt durch den Tourismus. Die touristische Attraktivität der Schweiz beruht zu einem grossen Teil auf der einzigartigen Landschaft. Aufgrund der Zahlungsbereitschaft von Reisenden wurde der Kapitalwert der Landschaft für den Tourismus auf mindestens 68 bis 79 Milliarden Franken geschätzt (Stand 2002).
Da sich alle Menschen wünschen, in Landschaften von hoher Qualität zu leben, werden attraktive Landschaften zunehmend zum knappen Gut. Eine nachhaltige Entwicklung, nicht nur was das Monitoring von Urbanisierungs- und Zersiedelungsprozessen betrifft, sondern auch im sozialen Bereich, im Sinne der Wahrung einer gesellschaftlichen Durchmischung, gehört zu den grossen Herausforderungen der Zukunft.
Die Landschaftsqualität misst sich daran, in welchem Ausmass eine Landschaft in der Lage ist, Landschaftsleistungen dauerhaft zu erbringen. Im Sinne der nachhaltigen Entwicklung ist es das übergeordnete Ziel der Landschaftspolitik, die Landschaftsqualität zu erhalten und zu steigern. Dies bedingt, dass die der Landschaftsqualität zu Grunde liegenden Landschaftsleistungen erhalten beziehungsweise verstärkt werden können.
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Letzte Änderung 16.08.2022