Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald

Bäume, die heute keimen, werden aufgrund des Klimawandels bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima leben. Das dürfte ihnen stark zusetzen und in den kommenden Jahrzehnten wichtige Waldleistungen gefährden. Dies zeigen die Ergebnisse des Forschungsprogramms Wald und Klimawandel, welches das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) von 2009 bis 2018 durchführten. Mit entsprechender Bewirtschaftung soll die Anpassungsfähigkeit des Lebensraums Wald erhöht werden.

Der Klimawandel läuft so schnell ab, dass fraglich ist, ob sich der Wald ohne menschliche Eingriffe daran anpassen und seine vielfältigen Leistungen wie Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren oder als Erholungsraum für die Bevölkerung weiterhin erbringen kann. In der Schweiz beträgt die Erwärmung seit Beginn der Industrialisierung bereits rund 1.9°C. Mit der im Klimaübereinkommen von Paris angestrebten Begrenzung der Erwärmung auf global 1.5 bis 2°C kommen weitere 1 bis 2°C dazu.

Für die Wälder der Schweiz bedeutet diese Erwärmung eine Verschiebung der Vegetationszonen um 500-700 Höhenmeter nach oben. So werden in tiefer gelegenen Bergwäldern, in denen heute Nadelbäume dominieren, künftig zunehmend Laubbäume gedeihen. Steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit während der Vegetationszeit setzen die Bäume unter Stress, erhöhen die Waldbrandgefahr und fördern den Befall durch Schadorganismen. Betroffen ist zum Beispiel die Fichte, die bei anhaltender Trockenheit anfälliger für Borkenkäferbefall ist. Sie wird künftig in tieferen Lagen seltener, während trockenheitstolerantere Arten wie die Traubeneiche dort zunehmend bessere Bedingungen finden werden.

Förster und Waldeigentümer sollten ihre Waldpflege bereits heute auf diese zukünftigen Bedingungen ausrichten. Um sie mit soliden fachlichen Grundlagen auszustatten, haben die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und das Bundesamt für Umwelt BAFU von 2009 bis 2018 das Forschungsprogramm Wald und Klimawandel durchgeführt. Die Resultate vermitteln einen für Mitteleuropa einmaligen, umfassenden Überblick über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bäume und auf die vielfältigen Leistungen des Waldes.

Sicherstellung der Waldleistungen auch im Klimawandel

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Wälder dem Klimawandel in begrenztem Mass anpassen können. Sie dürften jedoch ihre Leistungen - etwa die Schutzwirkung gegenüber Naturgefahren, die wichtiger werdende Produktion von Holz als Rohstoff und Energieträger oder die Erholungsleistung - nicht mehr überall im gewohnten Ausmass erbringen. Ein grösseres Störungsereignis wie beispielsweise der Waldbrand oberhalb von Leuk (VS) im Hitzesommer 2003 kann die natürliche Schutzfunktion des Waldes vor Naturgefahren untergraben und teure Massnahmen wie Aufforstungen und Lawinenverbauungen nötig machen. Dort wird es Jahrzehnte dauern, bis die volle Schutzwirkung des Waldes wieder hergestellt ist. Aufgrund des Klimawandels können solche Störungsereignisse zukünftig häufiger auftreten.

Standortkundliche Grundlagen für die Waldbewirtschaftung im Klimawandel

Im Rahmen des Forschungsprogramms «Wald und Klimawandel» (2009-2018) von BAFU und WSL wurde auch das Ziel verfolgt, Entscheidungs­hilfen für die waldbauliche Praxis bereit zu stellen. Eine zentrale Frage war, wie sich die Waldstandorte infolge des Klima­wandels verändern, und welche Baumarten in Zukunft empfohlen werden können. Dabei sollte die heutige Gliederung der Standortstypen in der Schweiz mit dem Ökogrammansatz um die «Dimension»“ Klimawandel erweitert werden. Hierfür wurden die Vegetationshöhenstufen der Schweiz auf der Grundlage von Klimaszenarien für die Zukunft neu berechnet.

Der Bericht beschreibt die Methoden und Ergebnisse, die mit Praktikern in «Waldtests» anhand konkreter Beispiele diskutiert wurden. Die weiterentwickelte standortkundliche Methode bietet nun Orientierung im Hinblick auf die Baumartenwahl unter Berücksichtigung des Klimawandels. Damit können bewährte und in der Praxis akzeptierte Planungsinstrumente weiterhin genutzt werden, die auch für die Kantone und für den Bund in den Programmvereinbarungen Schutzwald, Waldbiodiversität und Jungwaldpflege zentral sind.

Modellierung der Vegetationshöhenstufen und der Areale von Buche und Tanne für die Schweiz | Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen (allenpress.com)

Participatory modelling of upward shifts of altitudinal vegetation belts for assessing site type transformation in Swiss forests due to climate change - Zischg et al., 2021 - Applied Vegetation Science - Wiley Online Library

Artikelserie in der Fachzeitschrift Wald und Holz

Von Barbara Allgaier Leuch, Kathrin Streit, Sabine Augustin, Peter Brang, BAFU/WSL-Forschungsprogramm «Wald und Klimawandel»

WSL-Merkblätter für die Praxis: Der Schweizer Wald im Klimawandel

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Letzte Änderung 01.12.2023

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