Die Temperatur ist einer der physikalischen Schlüsselparameter, der die chemischen und vor allem die biologischen Prozesse in einem Gewässer mitbestimmt. Das BAFU betreibt ein Messnetz der Wassertemperatur von Fliessgewässern. Für die langfristige Beobachtung der Seewassertemperatur auf Bundesebene läuft ein Pilotprojekt bis 2024.
Alle Stoffwechselvorgänge, die Dauer, der Verlauf und die Geschwindigkeit des Wachstums sowie die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften werden von der Wassertemperatur beeinflusst. Lebensfähigkeit und Lebensaktivität der Wasserorganismen sind an bestimmte Temperaturgrenzen und Temperaturoptima gebunden. Deshalb sind Kenntnisse über die Temperaturdynamik sehr wichtige Interpretationshilfen.
Das Temperaturmessnetz des BAFU liefert die Grundlagen für die Erfolgskontrolle der schweizerischen Umweltschutzgesetzgebung (GSchG und GSchV). Ebenso ermöglicht es Ursachenanalysen (z.B. bezogen auf thermische Kraftwerke, anthropogene Wärmeeinträge und -entzüge, wasserwirtschaftliche Eingriffe, Klimaentwicklung).
Die Temperaturmessungen des BAFU erfolgen in Zusammenarbeit mit kantonalen und nationalen Fach- und Forschungsstellen (kantonale Gewässerschutz- und Fischereifachstellen, MeteoSchweiz, EAWAG, u.a.).
1. Temperaturmessungen in Fliessgewässern
Seit den 1970er-Jahren betreibt das BAFU ein Temperaturmessnetz an Fliessgewässern. Dabei wird darauf geachtet, dass mit den Messungen an einem Ufer repräsentative Resultate für den ganzen Flussquerschnitt anfallen. Das Messnetz umfasst rund 80 Stationen.
Die Messstationen sind alle mit Temperatursonde, Messumformer und Datenlogger ausgerüstet. Die aktuellen Daten können im Internet und auf verschiedenen Apps eingesehen oder via SMS abgefragt werden. Im Internet werden die Daten sowie auch statistische Werte über die ganze Messperiode in Tabellenform veröffentlicht. Auswertungen der Temperaturdaten werden auch im Hydrologischen Jahrbuch publiziert.
2. Temperaturmessungen in stehenden Gewässern
Seen haben eine grosse Bedeutung für die Trinkwasserversorgung, die Fischerei, die Erholung und den Tourismus sowie als Lebensraum. Es ist daher wichtig, Temperaturveränderungen in den Seen durch gezieltes Monitoring zu beobachten.
Für eine zuverlässige und aussagekräftige Überwachung der Auswirkungen des Klimawandels sind Langzeitmessungen auf Bundesebene mit hoher zeitlicher Auflösung erforderlich. Dies in Ergänzung zu den kantonalen Messungen. Mit den bestehenden Temperaturmessnetzen ist dies nicht möglich. Im Sinne eines präventiven Umweltmonitorings weitet das BAFU daher die Temperaturmessungen des Bundes auf Seen aus.
Es werden Gewässer ausgewählt, bei denen anhand von kontinuierlichen Messreihen die zukünftige Entwicklung beobachtbar ist. Damit soll eine aussagekräftige und schweizweite Datenbasis für zuverlässigere Modellprognosen erstellt werden. Zudem dienen die Pilotstationen zur Evaluation von Messtechniken hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und Kosten.
Die Seemessstationen wurden aufgrund folgender Kriterien ausgewählt:
- Ergänzung bestehender kantonaler Messungen
- Einbezug eines oligotrophen, etwas höher gelegenen und eines eutrophen Mittelland-Sees (unterschiedliches Schichtungsverhalten des Sees, unterschiedliche Menge von Bewuchs auf den Instrumenten)
- Berücksichtigung von Kleinseen wie auch von Teichen oder Weihern
- Mögliche hohe Sensitivität auf Klimawandel
- Verfügbarkeit von bestehenden Monitoringdaten über längeren Zeitraum
- Temperaturerfassung im Tiefenprofil an der tiefsten Stelle des Sees
- Gute Erreichbarkeit für Feldarbeit und Unterhalt
Im Rahmen eines vom BAFU finanzierten Pilotprojekts wurde das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs Eawag beauftragt, drei Temperaturüberwachungsstationen im Murten-, Hallwiler- und Ägerisee einzurichten. Sie werden im Sommer bis Herbst 2022 in Betrieb genommen. Auch in acht weiteren kleinen Seen wird die Wassertemperatur in verschiedenen Tiefen kontinuierlich gemessen.
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Letzte Änderung 17.01.2023