CO2-Entnahme und -Speicherung

Die Schweiz muss bis 2050 ihr Netto-Null-Ziel erreichen. Dazu braucht es in erster Linie eine starke Reduktion von Treibhausgas-Emissionen wie CO2. Nicht alle Treibhausgasemissionen sind komplett vermeidbar. Deswegen braucht es zusätzlich Technologien, die CO2 entnehmen und dauerhaft speichern. Von diesen gibt es zwei Kategorien: Technologien, die fossiles und prozessbedingtes CO2 an Anlagen abscheiden und speichern und so den Ausstoss weiter reduzieren (CCS), sowie Negativemissionstechnologien (NET), die CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen. Beide Technologien sind heute erst teilweise verfügbar. Das BAFU setzt sich für das Erreichen des Netto-Null-Ziels bis 2050 und den dafür notwendigen nachhaltigen Ausbau dieser Technologien und entsprechende Rahmenbedingungen ein.

2019 beschloss der Bundesrat mit dem Netto-Null-Ziel, dass die Schweiz bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen soll als natürliche oder technische Speicher aufnehmen können. Dazu braucht es in erster Linie intensive Anstrengungen, um den Ausstoss von Treibhausgasen zu vermindern.

Die langfristige Klimastrategie des Bundesrates vom Januar 2021 zeigt, dass im Jahr 2050, insbesondere aus der Industrie, der Abfallverwertung und der Landwirtschaft schwer vermeidbare Treibhausgasemissionen verbleiben. Um diese anzugehen, sind Technologien notwendig, die fossiles und prozessbedingtes CO2 direkt an Anlagen abscheiden und speichern (Carbon Capture and Storage, CCS) oder CO2 der Atmosphäre dauerhaft entziehen (Negativemissionstechnologien, NET).

NET gemäss Weltklimarat «unumgänglich»

Der Weltklimarat (IPCC) unterstreicht in seinem sechsten Sachstandsbericht vom April 2022, dass NET «unumgänglich» sind, um die globale Erwärmung auf 1.5°C zu beschränken und dadurch die Klimarisiken für Mensch und Umwelt möglichst gering zu halten. Die Schweiz setzt sich daher unter anderem dafür ein, dass die Chancen und Risiken rund um den nötigen Ausbau von NET vermehrt in internationalen Foren wie dem UNO-Umweltprogramm analysiert und diskutiert werden.

Lösungen bekannt, Ausbau nötig

Die CCS- und NET-Lösungen sind weitgehend bekannt, aber sie stehen noch nicht im erforderlichen Umfang bereit. Ein Bericht (PDF, 2 MB, 02.09.2020) des Bundesrates vom September 2020 liefert einen systematischen Überblick der heute bekannten Ansätze (s. auch Faktenblatt (PDF, 804 kB, 02.09.2020)). Damit der nötige Ausbau von NET und CCS in den nächsten 30 Jahren umweltverträglich, kosteneffizient und gesellschaftlich akzeptiert erfolgen kann, sollten die nötigen Rahmenbedingungen bereits heute verbessert werden.

Ausbau in zwei Phasen

Der Bundesrat sieht dafür in seinem Bericht (PDF, 966 kB, 18.05.2022) vom Mai 2022 ein schrittweises Vorgehen vor. Auf Basis der Energieperspektiven 2050+ wird angenommen, dass bis 2050 jährlich rund 12 Millionen Tonnen CO2 gespeichert werden müssen. Der Ausbau von CCS und NET soll in zwei Phasen erfolgen: Eine «Pionierphase» bis 2030 und eine Phase der «gezielten Skalierung» bis 2050.

Die Pionierphase kann mit einer Weiterentwicklung der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen umgesetzt werden. Für die anschliessende Skalierungsphase nach 2030 sind jedoch grössere Weichenstellungen nötig. Dies vor allem für die Entwicklung einer umfassenden CO2-Transport- und -Speicherinfrastruktur. Die Rollen von Bund, Kantonen und der Wirtschaft beim Aufbau einer solchen Infrastruktur, die möglichst verursachergerechte Finanzierung und der Rechtsrahmen müssen geklärt werden. Bis Ende 2024 wird der Bundesrat konkrete Vorschläge prüfen.

Über beide Phasen hinweg sollen bis 2050 CCS-Anlagen in der Industrie, etwa in Kehrichtverwertungsanlagen und Zementwerken eingesetzt werden. Für den Transport von CO2 und dessen Speicherung im In- oder Ausland bedarf es einer neuen Infrastruktur, wie z.B. Pipelines und Lagerstätten im Untergrund respektive Speicherung in Baumaterialien. Weiter sind Investitionen in NET notwendig, unter anderem im Rahmen von bilateralen Klimaschutzabkommen mit Partnerländern.

Chance für den Forschungs- und Werkplatz

Der Ausbau von CCS und NET ist nicht nur klimapolitisch notwendig, er bietet dem Forschungs- und Werkplatz Schweiz auch die Gelegenheit, seine internationale Vorreiterrolle zu festigen. Beispielsweise wird mit dem vom Bund geförderten Demonstrationsprojekt DemoUpCARMA unter der Leitung der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit weiteren Hochschulen und der Industrie erstmals der grenzüberschreitende Transport von CO2 und dessen Versteinerung im Untergrund (in Island) respektive die Speicherung in Beton demonstriert und optimiert. Mit diesem wegweisenden Projekt sollen wichtige Erkenntnisse über die Machbarkeit, Energie- und Umweltbilanzen sowie Skalierungsfragen gewonnen werden.

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Letzte Änderung 08.10.2024

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