Magazin «die umwelt» 2/2019 - Gentechnologie
Editorial von Franziska Schwarz, Vizedirektorin BAFU
In der Biotechnologie schreiten die Entwicklungen rasant voran. Die modernen Verfahren bieten ein grosses Anwendungspotenzial für Medizin, Pharmazie, Chemie, Lebensmittel- und Landwirtschaft. Noch aber lässt sich in vielen Fällen nicht ermessen, welche Risiken die neuartigen Veränderungen am Erbgut von Organismen bergen.
Ausgehend von standardisierten Komponenten versucht die Synthetische Biologie, im Labor biologische Systeme nachzubauen, zu verändern oder neu zu entwerfen. Über die Potenziale und die möglichen Risiken der jungen Fachrichtung hat sich «die umwelt» mit der Biologin Yolanda Schaerli und dem Ethiker Gérald Hess unterhalten.
Mit den neuen Genome Editing-Verfahren lassen sich Pflanzen genetisch verändern, ohne dass fremdes Genmaterial eingefügt wird. In der heutigen Gesetzgebung ist der Status von Produkten aus Genome Editing nicht klar definiert. Der Bundesrat prüft die Situation und eine allfällige Anpassung des Rechts.
Immer mehr Amateurbiologen experimentieren in Garagen, Kellern oder Wohnzimmern an Organismen und setzen dabei auch Gentechnik ein. Ob die Biosicherheit gewährleistet ist,
untersucht eine laufende Studie.
Derzeit lassen sich genom-editierte Pflanzen praktisch nicht identifizieren. Das BAFU hat das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt beauftragt, herauszufinden, ob es Chancen für einen praktikablen Nachweis gibt.
Bei der Herstellung von Lebensmitteln setzen Landwirtschaft und Industrie weltweit zunehmend auf die Gentechnik. Dadurch findet diese ihren Weg indirekt auch auf Schweizer Teller.
Zwei ausserparlamentarische Kommissionen beschäftigen sich eingehend mit Fragen zur Biotechnologie. Ihre Einschätzungen tragen zu einer sachlichen Beurteilung der neuen biotechnologischen Verfahren bei.
Die moderne Gentechnologie stellt für bestimmte Bereiche des Artenschutzes interessante Lösungsansätze in Aussicht. Es zeichnet sich allerdings ab, dass gentechnische Eingriffe auch in Zukunft wohl nur eine untergeordnete Rolle im Artenschutz spielen werden.