Die Schweiz senkt die Treibhausgasemissionen

Der Bundesrat will den Ausstoss an Treibhausgasen von 6,5 auf praktisch 1 Tonne pro Kopf senken. Dieses Ziel lässt sich nicht von heute auf morgen erreichen. Deshalb geht die Schweiz etappenweise vor, indem immer höhere Reduktionsziele festgelegt werden: -8% zwischen 2008 und 2012, -20% zwischen 2013 und 2020 und schliesslich -50% zwischen 2020 und 2030. Für ein Land mit relativ wenigen Möglichkeiten, seine Emissionen rasch zu senken, sind diese Ziele ehrgeizig.

1. Treibhausgasemissionen: Profil der Schweiz

Die Schweiz hat eine Wirtschaft, die relativ wenig CO2 ausstösst. Sie stösst 6,5 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr aus (weltweiter Durchschnitt 2012 = 6,6t ). Die Gründe dafür sind zum einen die ergriffenen Massnahmen und zum anderen die Struktur der Volkswirtschaft. Am grössten ist das Reduktionspotenzial im Gebäudesektor (bessere Isolierung) und im Verkehr (effizientere Fahrzeuge). Im Folgenden werden einige Daten zu den Treibhausgasemissionen der Schweiz präsentiert.

Emissionen insgesamt und nach Sektoren

Die jährlichen Treibhausgasemissionen in der Schweiz beliefen sich 2013 auf 52,6 Mio. t CO2-Äquivalente, was 0,1% der weltweiten Emissionen entspricht. Die Treibhausgasemissionen lassen sich den Sektoren Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft und Abfall zuordnen, und zwar mit den folgenden Prozentwerten:

Treibhausgasemissionen Schweiz 2012

Tiefes Emissionsniveau

Das langfristige Ziel der Landesregierung lautet, die Emissionen der Schweiz auf eine bis höchstens eineinhalb Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr zu senken.

 

Land Emissionen pro Kopf 2012 (in t)
Schweiz 6.4
Welt 6.59
USA 19.6
EU (27) 9.29
China 7.63

Dank der Massnahmen, die seit 1990 ergriffen wurden, konnten die Emissionen innerhalb von 25 Jahren von 7,8 auf 6,5 t pro Kopf und Jahr gesenkt werden. Gegenüber 1990 ist das eine deutliche Reduktion und ein Schritt in die richtige Richtung, zumal die anderen Parameter bedeutende Veränderungen in die entgegengesetzte Richtung erfuhren.

 

  1990 2013 Veränderung
Treibhausgase 53.4 Mio. t 52.6 Mio. t -1%
Bevölkerung 6.8 Mio. 8.1 Mio +21%
Personenwagen 3 Mio 4.3 Mio +43%
BIP real 358 Mrd. CHF 508 Mrd. CHF +42%
Wohnfläche 346 Mio. m2 477 Mio. m2 +38%
Industrieproduktion 100 167 +67%
Treibhausgase pro Kopf 1990-2012

Ein weiterer Grund für das tiefe Emissionsniveau ist die Wirtschaftsstruktur. So ist der Anteil der Schwerindustrie gering und es gibt keine Kohlekraftwerke. 60 Prozent des Stroms werden zudem aus Wasserkraft gewonnen. Und nicht zuletzt auch aufgrund ihrer umfangreichen Importe hat die Schweiz einen niedrigen CO2-Ausstoss (nur 0,1% der weltweiten Emissionen).

Es ist zu beachten, dass unter der Klimakonvention die Emissionen am Ort ihrer Entstehung verbucht werden. Die graue Energie wird dabei nicht berücksichtigt. Hingegen trägt der Aktionsplan Grüne Wirtschaft des Bundesrates den Umweltbelastungen Rechnung, die durch den Konsum in der Schweiz im Ausland entstehen.


2. Bestrebungen und Resultate der Schweizer Klimapolitik

Die Treibhausgasemissionen sind heute in der Schweiz tiefer als 1990. Dies ist auf verschiedene Instrumente und Massnahmen zurückzuführen, die im CO2-Gesetz verankert sind, sowie auf freiwillige Massnahmen der Wirtschaft. Bis 2020 sollen die Emissionen 20% tiefer sein als 1990 – ein sehr ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel. Eine innovative Wirtschaft wird einen wichtigen Teil dazu beitragen. Die Schweiz will ihre Anstrengungen auch nach 2020 fortsetzen und bis 2030 den Ausstoss gegenüber dem Stand von 1990 halbieren.

Tiefere Emissionen als 1990

Obwohl die Schweizer Wirtschaft in den vergangenen 25 Jahren um 36% und die Bevölkerung um 18% gewachsen sind, stösst die Schweiz heute weniger Treibhausgase aus als 1990. Dies ist den Massnahmen zu verdanken, die auf nationaler Ebene auf dem Gebiet der Brennstoffe (Heizungen, Industrie) ergriffen wurden. Auf diese Weise konnte der verkehrsbedingte Anstieg der Emissionen um 11% seit 1990 kompensiert werden. Zudem wurde die Senkenwirkung der Schweizer Wälder angerechnet, und die innerstaatlichen Bemühungen wurden durch den Zukauf von Zertifikaten für Emissionsminderungen im Ausland ergänzt.

Ein ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel für 2013–2020

Für die zweite Verpflichtungsperiode unter dem Kyoto-Protokoll hat sich die Schweiz zu einer Senkung ihrer Emissionen um 20% gegenüber 1990 verpflichtet. Das CO2-Gesetz sieht eine Senkung um 20% bis zum Jahr 2020 vor. Diese Emissionsminderung muss durch Massnahmen im Inland erfolgen. Dieses Reduktionsziel wurde Anfang 2015 vom Parlament gutgeheissen.

Im Jahr 2013, dem ersten Jahr der laufenden Verpflichtungsperiode, lagen die Treibhausgasemissionen noch immer leicht unter dem Niveau von 1990. Die Erhöhung des CO2-Abgabesatzes auf Brennstoffe und die Kompensationspflicht für Importeure fossiler Treibstoffe wurden erst 2014 wirksam und schlugen sich folglich noch nicht in den Zahlen für 2013 nieder.

Halbierung der Emissionen bis 2030

Der grösste Teil der angestrebten Reduktion um 50% , nämlich mindestens 30%, muss durch Massnahmen im Inland erzielt werden, die übrigen 20% über qualitativ hochstehende Massnahmen im Ausland. Durch diese festgelegten Reduktionsziele sollen die jährlichen Emissionen pro Einwohner 2030 auf 3 Tonnen CO2-Äquivalente sinken. Gemäss den Kriterien, die an der Klimakonferenz von Lima im Jahr 2014 vereinbart wurden, wird das von der Schweiz bekanntgegebene Ziel der Verantwortung des Landes am Klimawandel sowie dem Potenzial und den Kosten der Reduktionsmassnahmen gerecht. Es ist mit dem von Klimaexperten festgelegten Absenkungspfad vereinbar, der gewährleisten soll, dass die Klimaerwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf weniger als zwei Grad Celsius begrenzt werden kann. Das nationale Reduktionsziel dürfte hauptsächlich über eine Stärkung der bereits vorhandenen Instrumente erreicht werden. 2016 soll eine Revision des CO2-Gesetzes in die Vernehmlassung geschickt werden.

In den Sektoren Gebäude und Verkehr liegt nach wie vor das grösste Potenzial. Das Schweizer Klimaziel (nach 2020) ist auch ein klares Bekenntnis zu einer innovativen, wettbewerbsfähigen und umweltfreundlichen Schweizer Wirtschaft. Viele Firmen sind für den Klimaschutz sensibilisiert und kennen CO2-wirksame Massnahmen, die ihre Betriebskosten senken und damit ihre Wettbewerbsposition stärken. Allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich Klimaschutz lohnt.

Durch die Möglichkeit des Rückgriffs auf internationale Zertifikate, um einen Teil der eigenen Emissionen zu kompensieren, kann die Schweiz den langen Transformationsprozess berücksichtigen. So kann das inländische Potenzial ausgeschöpft werden.


3. Instrumente zur Entkarbonisierung der Wirtschaft

Um ihre Reduktionsziele zu erreichen, muss die Schweiz vorab die CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger senken. Zu diesem Zweck setzt sie die im CO2-Gesetz vorgesehenen Instrumente ein, namentlich die CO2-Abgabe auf Brennstoffe, das Gebäudeprogramm sowie die Kompensation der verkehrsbedingten Emissionen durch die Treibstoffimporteure.

CO2-Abgabe

Das übergeordnete Ziel ist primär die sparsame Verwendung fossiler Brennstoffe und die vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien. Die CO2-Abgabe ist eine Lenkungsabgabe und wird seit 2008 auf fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas erhoben. Sie erhöht sich, sofern sich die Emissionen nicht auf dem vorgegebenen Zielpfad bewegen. Die erste Anpassung ist auf den 1. Januar 2014 erfolgt, und zwar auf der Grundlage der Emissionen des Jahres 2012. Eine zweite Erhöhung erfolgt auf 2016, weil das Zwischenziel für 2014 verfehlt wurde. Wird das Zwischenziel für 2016 nicht erreicht, erhöht sich der Abgabesatz per 2018 weiter.

Gebäudeprogramm

Das Gebäudeprogramm setzt dort an, wo es viel bewirken kann: Über 40 Prozent des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen in der Schweiz fallen im Gebäudebereich an. Über das Gebäudeprogramm fördern Bund und Kantone energetische Sanierungen der Gebäudehülle, die Nutzung erneuerbarer Energien und der Abwärme sowie Optimierungen der Gebäudetechnik. Seit 2010 wird ein Drittel des Ertrags der CO2-Abgabe für das Gebäudeprogramm verwendet. Diesen Betrag von maximal 300 Millionen Franken ergänzen kantonale Leistungen im Umfang von 60 bis 100 Millionen Franken pro Jahr. Seit der Einführung des Programms konnten 4 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. Dank der Erhöhung des CO2-Abgabesatzes auf 2016 stehen zusätzliche Mittel zur Verfügung.

Teilkompensation der Treibstoffemissionen

Treibstoffimporteure müssen einen Teil der CO2-Emissionen aus fossilen Treibstoffen durch Reduktionsprojekte im Inland kompensieren. Der Anteil der zu kompensierenden Emissionen wird zwischen 2014 und 2020 schrittweise von 2 auf 10 Prozent angehoben.

Absenkung der CO2-Emissionen neuer Personenwagen

Seit 2012 sind Schweizer Autoimporteure dazu verpflichtet, die Emissionen der neu in der Schweiz zugelassenen Personenwagen zu senken. Bis 2015 müssen die Emissionen von Neufahrzeugen auf durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro Kilometer reduziert werden. Auf 2020 sollen die Emissionszielwerte – abgestimmt auf die Vorschriften in der EU – auf 95 Gramm CO2 pro Kilometer abgesenkt werden.

Emissionshandelssystem

55 Unternehmen, die zusammen knapp 6 Millionen Tonnen CO2 emittieren, sind in das Emissionshandelssystem (EHS) der Schweiz eingebunden. Der Emissionshandel zielt darauf ab, CO2-Einsparungen in ein Gut zu verwandeln, dem ein bestimmter Wert zukommt. Wer Treibhausgasemissionen verursacht, muss durch entsprechende Emissionsrechte dazu ermächtigt sein. Der Umfang der Emissionsrechte wird jährlich um 1,74 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert, was eine effektive Verringerung der Emissionen bewirkt. Die Verhandlungen zur Verknüpfung des EHS der Schweiz mit dem EHS der Europäischen Union sind weit fortgeschritten.

Ergänzend dazu sind Massnahmen zur Senkung des Ausstosses weiterer Treibhausgase vorgesehen, beispielsweise von Methan in der Landwirtschaft oder von synthetischen Gasen, die als Kältemittel in der Industrie eingesetzt werden.

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Letzte Änderung 28.08.2015

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