Klimawandel: Fragen und Antworten

Was ist der Treibhauseffekt? Welchen Einfluss hat der Mensch? Wie wirkt sich der Klimawandel bei uns aus? Wissenswertes auf den Punkt gebracht.


1. Ist die Klimaveränderung menschengemacht?

Der Weltklimarat (IPCC) kommt in seinem 5. Bericht (2013) auf der Grundlage breiter wissenschaftlicher Analysen zum Schluss, dass die globale Erwärmung in den letzten 50 Jahren mit über 95 % Wahrscheinlichkeit hauptsächlich auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Es ist nichts anderes bekannt, das die globale Erwärmung der letzten Jahrzehnte auch nur annähernd erklären könnte.


2. Wie funktioniert der Treibhauseffekt? 

Sonnenstrahlung wird von der Erdoberfläche aufgenommen. Die Erdoberfläche gibt ihrerseits Wärmestrahlung an die Atmosphäre ab. Treibhausgase in der Atmosphäre nehmen diese Strahlung auf und schicken einen Teil davon wieder zur Erde zurück. Aufgrund dieser Rückstrahlung erwärmen sich die Erdoberfläche und die unterste Atmosphärenschicht. Je höher die Konzentration der Treibhausgase, desto grösser ist diese zusätzliche Erwärmung.

Schematische Erklärung:

1. Die kurzwellige Sonnenstrahlung wird von der Erdoberfläche aufgenommen.

2. Die Erdoberfläche gibt langwellige Infrarotstrahlung ab.

3. Die Treibhausgase nehmen einen Teil der Infrarotstrahlung (je nach Treibhausgas unterschiedliche Wellenlängenbereiche) auf und geben ihrerseits Infrarotstrahlung ab.

4. Ein Teil der von den Treibhausgasen ausgesendeten Strahlung gelangt auf die Erdoberfläche zurück und führt zu einer Erwärmung der Erdoberfläche und der untersten Atmosphärenschicht (Troposphäre).

Dieser natürliche Treibhauseffekt ermöglicht Leben auf der Erde. Ohne Treibhausgase in der Atmosphäre läge die mittlere Temperatur auf der Erde bei etwa minus 18 Grad Celsius.

Durch die vom Menschen emittierten Treibhausgase wird das natürliche Gleichgewicht zwischen Ein- und Abstrahlung jedoch gestört. Heute misst man über 40 % mehr CO2 als zu Beginn des Industriezeitalters. Auch der Anteil der anderen durch den Menschen freigesetzten Treibhausgase ist angestiegen. Als Folge davon hat sich die Erdoberfläche seit Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts global um mehr als 1°C erwärmt.

Rückkoppelungen im Klimasystem

Die Erwärmung der Erde löst verschiedene Rückkoppelungsprozesse aus, die Veränderungen im Klimasystem bewirken. Zu einer zusätzlichen Erwärmung führen die Aufnahme von mehr Wasserdampf in die Atmosphäre und die Abnahme der mit Schnee und Eis bedeckten Fläche. Veränderungen der Wolkenbedeckung und des Kohlenstoffkreislaufs sind Effekte, deren Auswirkungen auf das Klima noch nicht abgeschätzt werden können.


3. Was versteht man unter dem natürlichen Kohlenstoff-Kreislauf?

Kohlendioxid wird ständig von der Vegetation, den Ozeanen und den Böden abgegeben und wieder aufgenommen - dies wird als Kohlenstoffkreislauf bezeichnet. Im Gleichgewichtszustand sind die Kohlenstoffzuflüsse in und -abflüsse aus der Atmosphäre gleich gross. Die vom Menschen in die Atmosphäre eingebrachte CO2-Menge stört dieses natürliche Gleichgewicht. Weil aber Ozeane, Böden und Vegetation nur einen Teil (zurzeit etwa die Hälfte) des zusätzlichen, menschgemachten CO2 aufnehmen, entsteht ein Überschuss an CO2-Emissionen. Als direkte Folge steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in einem bisher nie beobachteten Tempo.


4. Wie wirkt sich der Klimawandel bei uns aus?

Es sind eine Anzahl schleichender Veränderungen zu beobachten, die eindeutig mit dem Klimawandel zusammenhängen. Verschiedene Beispiele sind in einer Studie des BAFU publiziert:

Klimamodelle zeigen, dass ein Anstieg der Treibhausgase zu einer Zunahme der Temperatur und des Wasserdampfes in der Atmosphäre führt. Insbesondere der höhere Wasserdampfgehalt kann sich in höheren Niederschlagsintensitäten und in der Verstärkung von Sturmtiefs äussern. Intensive Niederschlagsereignisse, wie sie etwa ein Mal pro Monat auftreten, haben in der Schweiz über das letzte Jahrhundert um 20 bis 40 % zugenommen.

Bereits sehr gut sichtbar ist auch der rasche Rückgang der Gletscher. Die Freisetzung grosser Schuttmengen und die Bildung instabiler Gletscherseen können Siedlungen gefährden und verursachen bereits heute hohe Kosten für Schutzmassnahmen (z.B. Abflussstollen für Gletschersee in Grindelwald).

Klimawandel in der Schweiz

Cover Klimawandel in der Schweiz

Indikatoren zu Ursachen, Auswirkungen, Massnahmen. 2020


5. Wie viele Treibhausgasemissionen verursacht die Schweiz?

Die Schweiz verursacht 41.6 Mio. Tonnen Treibhausgase pro Jahr (CO2-Äquivalente, Systemgrenze gemäss UNO Klimarahmenkonvention; im Jahr 2022). Dies entspricht einer Pro-Kopf-Emission von rund 5 Tonnen.

Allerdings umfassen diese Werte nur Treibhausgase, die innerhalb der Landesgrenzen ausgestossen werden. Werden die importierten Güter und Dienstleistungen mitberücksichtigt, bewegt sich der Pro-Kopf-Ausstoss der Schweiz mit rund 13 Tonnen im europäischen Mittel.


6. Was können wir tun?

Im Vordergrund steht die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Die grössten Potentiale liegen beim Verkehr, beim Heizen und Warmwasserverbrauch sowie bei der Ernährung. Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder energieeffizienter Fahrzeuge, der Einsatz von erneuerbaren Energien im Haushalt und eine Ernährung aus vorwiegend saisonalen und pflanzlichen Produkten bewirken schon sehr viel.

Weil die Erderwärmung im besten Fall auf 1,5°C begrenzt werden kann, wird die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels immer wichtiger. Anpassungsmassnahmen sind zwar auch von Privaten, vor allem aber von der öffentlichen Hand nötig.


7. Wieviel CO2 entsteht bei ...? 

... der Beheizung einer Altbau-Wohnung (100 m2) pro Jahr: 7200 kg

... der Beheizung einer Minergie-Wohnung (100 m2) pro Jahr: 1200 kg

... der durchschnittlich pro Person und Jahr zurückgelegten Auto-Kilometer (10‘000 km) in einem durchschnittlichen PKW: 1800 kg

... derselben Strecke, im Zug (Schweiz) zurückgelegt: 70 kg

... derselben Strecke, im Flugzeug (Economy) zurückgelegt (z.B. Zürich-Dakar retour): 1200 kg

... der Produktion von 50 kg Fleisch, dem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Konsum: 500 kg

Jährlicher durchschnittlicher Footprint pro Person in der Schweiz: 12‘800 kg CO2eq (Basis: Ökobilanzdaten aus Ecoinvent)

CO2-Emissionsfaktoren des schweizerischen Treibhausgasinventars (PDF, 180 kB, 15.04.2024)Zusammenstellung der CO2-Emissionsfaktoren und Energieinhalte verschiedener Energieträger, die im Treibhausgasinventar verwendet werden.

Die Auswirkungen der Flugverkehrsemissionen auf das Klima (PDF, 2 MB, 20.08.2021)Faktenblatt über die Klimawirkung der Flugverkehrsemissionen und deren Bewertung (Akademien der Naturwissenschaften Schweiz, mit Unterstützung des BAFU).


8. Wie klimafreundlich ist Schweizer Strom?

Der in der Schweiz produzierte Strom ist emissionsarm, weil er kaum mit fossilen Energieträgern erzeugt wird. Der in der Schweiz verbrauchte Strom ist dagegen deutlich emissionsreicher, da die CO2-Emissionen des Importstroms berücksichtigt werden müssen. Die Kennzahlen für die verschiedenen Schweizer Strommixe betragen:

  • Produktions-Strommix: 29.8 g CO2eq/kWh
  • Lieferanten-Strommix (gemäss Herkunftsnachweis): 54.7 g CO2eq/kWh
  • Durchschnittlicher erneuerbarer Strommix: 15.7 g CO2eq/kWh
  • Verbraucher-Strommix (gemäss Produktion und Stromhandel): 128.0 g CO2eq/kWh

9. Was ist die CO2-Abgabe?

Die CO2-Abgabe wird auf fossilen Brennstoffen erhoben. Der gegenwärtige Satz von 120 Franken pro Tonne CO2 entspricht 32 Rappen pro Liter Heizöl. Sie ist eine Lenkungsabgabe und schafft Anreize, fossile Brennstoffe wie Heizöl oder Erdgas sparsam zu verbrauchen und vermehrt CO2-neutrale oder CO2-arme Energieträger einzusetzen.

Der Abgabeertrag wird zu mehr als die Hälfte an die Bevölkerung und die Unternehmen verbrauchsneutral über die Krankenversicherer und AHV-Ausgleichskassen zurückverteilt. Der Rest der Erträge steht für das Gebäudeprogramm zur Verfügung, das energetische Sanierungen und die Verwendung erneuerbarer Energieträger sowie Geothermie-Projekte unterstützt. Ein kleiner Teil fliesst in den Technologiefonds.

Energieintensive Unternehmen können sich von der CO2-Abgabe befreien lassen, wenn sie sich zu einer Verminderung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichten. Unternehmen, die am Emissionshandelssystem teilnehmen, sind ebenfalls von der CO2-Abgabe befreit.


10. Was bringt der Emissionshandel dem Klima?

Der Emissionshandel setzt eine Obergrenze für die Emissionen von Treibhausgasen fest. Ein Emissionsrecht berechtigt zur Emission von 1 Tonne CO2 und kann innerhalb des Systems gehandelt werden. Die Emittenten erhalten eine entsprechende Anzahl Emissionsrechte zugeteilt und entscheiden, ob sie ihren Ausstoss im eigenen Unternehmen reduzieren oder Emissionsrechte von einem anderen Emittenten erwerben wollen.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es logisch, dass dort reduziert wird, wo die Kosten am geringsten sind. Durch den Emissionshandel wird die wirtschaftliche Effizienz des Klimaschutzes erhöht und gleichzeitig sichergestellt, dass die ökologischen Ziele erreicht werden.


11. Wie können CO2-Emissionen kompensiert werden?

Fallen an einem Ort Treibhausgasemissionen an, können sie durch Einsparungen an einem anderen Ort kompensiert werden.

Das CO2-Gesetz verpflichtet Inverkehrbringer von fossilen Treibstoffen und Betreiber von fossil-thermischen Kraftwerken zur CO2-Kompensation. Ein Teil ist durch Projekte zur Emissionsverminderung im Inland, so genannte inländische Kompensationsprojekte, zu erfüllen.

Das BAFU kann auf Gesuch hin inländische Kompensationsprojekte registrieren und nach Berichterstattung (Monitoring) Bescheinigungen ausstellen. Bescheinigt werden nur freiwillige Massnahmen, die nicht bereits gesetzlich gefordert oder gefördert werden.

Auch im Ausland können im Rahmen des Übereinkommens von Paris CO2-Emissionen kompensiert werden (Art. 6). Projekte können einerseits in Ländern umgesetzt werden, mit denen die Schweiz ein bilaterales Abkommen abgeschlossen hat. Andererseits ist ein multilateraler Mechanismus im Aufbau, über den Projekte abgewickelt werden können.

Das BAFU kompensiert Emissionen (z. B. Flugemissionen) sowohl im Dienst des eigenen Amtes wie auch im Auftrag anderer Bundesämter. Damit wird die Art und Qualität der CO2-Zertifikate vereinheitlicht: Sie müssen die Kriterien der CO2-Verordnung erfüllen und einen zusätzliche Nutzen bezüglich Umwelt, Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft erzeugen (Gold-Standard oder detaillierter Nachweis der Erfüllung vergleichbarer Anforderungen).

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Letzte Änderung 15.04.2024

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