Vorbeugende Massnahmen bilden die Basis der integrierten Schädlingsbekämpfung. Sie sind in der Regel kostengünstig, einfach umsetzbar, umweltfreundlich und können in vielen Fällen einen Befall verhindern.
Eine Vielzahl von Schädlingen bzw. Lästlingen (z.B. Ratten, Schaben, Stechmücken oder Bettwanzen) können Menschen, deren Materialien, Vorräte und Häuser befallen oder schädigen. Dabei können gewisse Schädlinge auch Krankheiten übertragen, Lebensräume verschmutzen und den Aufenthalt in Räumen unangenehm oder sogar unbewohnbar machen. Haben sich Schädlinge einmal im Haus eingenistet, ist es oft schwierig, sie wieder loszuwerden. Dies kann den Einsatz von Bioziden zur Schädlingsbekämpfung nötig machen. Bei der Verwendung von Bioziden kann eine Beeinträchtigung für terrestrische sowie aquatische Nichtzielorganismen nicht ausgeschlossen werden, weshalb diese nur mit Bedacht eingesetzt werden sollten.
Vorbeugende Massnahmen können in vielen Fällen einen Befall verhindern oder zumindest dessen Ausmass verringern, wodurch weniger Schäden entstehen und geringere Mengen an Biozidprodukten für die Bekämpfung eingesetzt werden müssen.
Durch das Abdichten möglicher Zugänge mit einfachen, mechanischen Massnahmen werden Schädlinge am Eindringen in Gebäude gehindert und können dort keinen Schaden anrichten. Dazu sollten die möglichen Zugänge in das Haus kontrolliert und gegebenenfalls verschlossen werden.
Gitter an Kellerfenstern können das Eindringen von Mäusen verhindern.
Insektenschutznetze an oft geöffneten Fenstern, Insektenschutzvorhänge an Türen und Moskitonetze über Betten sind gute Barrieren gegen Schädlinge und Lästlinge.
Zum Lüften werden die Fenster am besten zwei bis drei Mal täglich für wenige Minuten geöffnet (Stosslüften). Eingangstüren und Fenster sollten nicht zu lange offen oder gekippt stehen gelassen werden, um das Eindringen von Schädlingen zu vermeiden. Beim abendlichen Lüften ist es sinnvoll, das Licht zu löschen, um weniger Insekten anzuziehen.
Ritzen und Spalten in der Fassade oder um Fenster oder Lüftungen sollten abgedichtet werden. Insekten, zum Beispiel Ameisen, können durch winzige Öffnungen in der Fassade in das Gebäude eindringen und im Haus nach Nahrung suchen. Manche Ameisen- oder Wespenarten können ihre Nester in Mauern bauen und die Isolation oder Gebäudeteile beschädigen oder verschmutzen.
Hinterlüftete Fassaden müssen unten mit einem Lochblech dicht abgeschlossen werden, um das Eindringen von Mäusen zu verhindern.
An das Haus anlehnende Äste und an der Fassade wachsende Pflanzen sollten so weit zurückgeschnitten werden, dass Fenster und Dach nicht über diese erreicht werden können. Eine glatte Hausfassade oder ein 20 cm hoher, glatter Streifen vom Grund aus hindert Nager am Hochklettern.
Nahrungsmittel, Abfälle und Textilien sollten für Schädlinge unzugänglich aufbewahrt werden, um diese nicht anzuziehen.
Lebensmittel werden am besten in dicht schliessende Behältnisse (zum Beispiel Einmachgläser) eingefüllt. Die Regale sollten regelmässig gereinigt werden, um auch Krümel zu entfernen.
Lebensmittelabfälle sollten in einem dicht schliessenden Behältnis gesammelt und idealerweise regelmässig auf dem Kompost oder in die Biotonne entleert werden. Der Kompost sollte nicht zu nahe am Haus aufgestellt werden und kann durch ein engmaschiges Drahtgitter gesichert werden.
Abfallsäcke sollten in Müllcontainern aufbewahrt und erst am Morgen vor der Abholung an die Strasse gestellt werden. Müllcontainer und Biotonnen sollten zudem regelmässig gereinigt werden, um Lebensmittelgerüche zu entfernen.
Futternäpfe sollten nach Gebrauch geleert und gereinigt werden.
Nahrungsmittelquellen um das Haus, zum Beispiel vom Baum gefallenes Obst, sollten regelmässig entfernt werden. Auf die Fütterung von Haus- und Wildtieren im Freien sollte verzichtet werden. Das aktive Füttern von Wildtieren zieht zum einen Ratten und Mäuse an und führt zum anderen dazu, dass manche Arten lokal gehäuft vorkommen. Dabei besteht die Gefahr, dass Krankheiten übertragen und verschleppt werden.
Insbesondere BesitzerInnen von Haustieren und/oder Wollteppichen, Pelzmänteln und anderen Textilien tierischer Herkunft, sollten folgende Empfehlungen beachten, um keine Schädlinge anzuziehen:
- Räume regelmässig reinigen und lüften (Haare, Hautschuppen etc. entfernen);
- Feuchtigkeit in Badezimmer und Küche vermeiden durch Entfernen von Feuchtigkeitsquellen (Kleider und feuchte Tücher können draussen aufgehängt werden), Lüften und Benutzen eines Dampfabzuges;
- Kleider- und Lebensmittelschränke regelmässig ausräumen, reinigen und auslüften;
- Getragene Textilien nicht in den Schrank legen (Körpergeruch, Schweiss und Hautschuppen auf den Kleidern können Textilschädlinge anlocken);
- Möbel etwas von der Wand wegrücken, damit dahinter die Luft zirkulieren kann;
- Teppiche, Polstermöbel und Gardinen regelmässig absaugen oder ausklopfen;
- Dachböden und Keller von Überresten toter Insekten reinigen; und
- Textilien, besonders solche von tierischer Herkunft, wie Wollprodukte und Filz, Pelze, Tierhäute und Federn, die über längere Zeit nicht benötigt werden, in dicht schliessende Behältern mit einem Fernhaltemittel (z.B. Lavendelsäckchen) und am besten an einem kühlen Ort aufbewahren.
Bevor etwas ins Haus gebracht wird, sollte es genau unter die Lupe genommen werden, um sicherzugehen, dass damit keine Schädlinge eingeschleppt werden. Dazu sollte man:
- Haustiere regelmässig und besonders nach dem Aufenthalt im Wald auf Milben, Flöhe und Zecken untersuchen;
- Lebensmittel und Textilien beim Kauf auf Anzeichen von Schädlingen, wie Löcher oder Kot, untersuchen. Gebrauchte Kleider oder andere Textilien zuerst bei mindestens 60°C waschen oder ein bis zwei Tage im Tiefkühler bei - 18° C aufbewahren, bevor sie in den Kleiderschrank wandern;
- Bei Übernachtungen ausser Haus die Schlafzimmer auf Kotspuren von Bettwanzen (siehe Bettwanzen) am Bettgestell, in Bettnähe und an der Matratze untersuchen. Die Koffer verschlossen, erhöht und so weit wie möglich vom Bett entfernt aufbewahren. Den Koffer nach der Rückkehr draussen, auf dem Balkon ausgepacken. Dort die Kleider ausschütteln und auf Insekten, Häutungsreste, Kotspuren und Eier, zum Beispiel von Bettwanzen oder Schaben untersuchen. Die Kleider anschliessend direkt bei 60° C waschen, eine halbe Stunde bei 50° C im Wäschetrockner behandeln oder mehrere Tag im Tiefkühler bei -18 °C aufbewahren; und
- Möbel, insbesondere solche aus zweiter Hand, auf Frass- oder Kotspuren untersuchen und gründlich reinigen. Falls möglich, Möbel bei grosser Hitze oder Kälte zusätzlich eine Weile draussen stehen lassen, ehe sie in das Haus gebracht werden.
Die Düfte stark riechender Pflanzen sollen Insekten und Nager fernhalten. Die Wirksamkeit solcher Duftstoffe mag plausibel erscheinen, ist aber mit wissenschaftlichen Methoden oder nach regulatorischen Kriterien nicht bewiesen. Trotzdem können solche Alternativen ausprobiert werden. Gegen Fliegen und Mücken werden zum Beispiel Citronella, Lavendel, Rosengeranie, Atlaszeder, Thymian, Rosmarin, Zedernholz und Zitronen-Eukalyptus eingesetzt; gegen Nager Pfefferminze und Kamille. Um das Haus herum, vor oder hinter dem Fenster und bei den Türen können als Fernhaltemittel solche stark riechenden Pflanzen gepflanzt werden. Vor dem Fenster oder beim Essen im Freien auf dem Tisch können kleine Tellerchen mit getrockneten Kräutern, Orangenschalen mit Gewürznelken gespickt aufgestellt werden. Im Vorratsschrank können zum Beispiel Lorbeerblätter ausgelegt werden. Ein Lavendelsäckchen oder ein anderes Fernhaltemittel kann im Kleiderschrank und auf Reisen im Koffer eingesetzt werden und die Kleidung so vor Textilschädlingen schützen.
Natürliche Feinde können Schädlinge fernhalten und/oder deren Ausmass verringern. Um die Zahl lästiger Insekten wie Fliegen und Mücken um das Gebäude zu reduzieren, können deren natürliche Feinde wie Vögel, Fledermäuse und Amphibien gefördert werden. Dazu können Blumenwiesen, Steinhaufen, Totholz und Nisthilfen angeboten werden. Auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden im Garten soll so weit wie möglich verzichtet werden.
Auf eine Aussenbeleuchtung in der Nacht sollte verzichtet werden, da diese viele Insekten anzieht, indem sie deren Orientierung stört. Wenn eine Beleuchtung nötig ist, können Bewegungsmelder mit Zeitschaltern installiert und Lampen verwendet werden, die Insekten weniger anziehen (warmweisse LEDs mit niedrigen Wattzahlen). Beim abendlichen Lüften sollte das Licht ausgeschaltet werden. Dunkel gestrichene Häuserfassaden ziehen Insekten weniger an als helle.
Wird im Sommer/Herbst draussen gegessen, sollten Essen und Getränke abgedeckt serviert werden, um keine Wespen und Fliegen anzuziehen. Teller, Tisch und Kindermünder sollten nach dem Essen rasch gereinigt werden. Auf dem Tisch können zudem stark riechende Kräuter, Gewürze oder Zitrusfrüchte aufgestellt werden. Diese starken Düfte sollen Fliegen, Wespen und Stechmücken fernhalten. Wespen können mit Wasser aus einer Sprühflasche angesprüht werden, sie werden nicht gern nass und fliegen davon.
Beim Aufenthalt in der Natur, z.B. im Wald, ist es sinnvoll, lange helle Kleidung zu tragen. Lange Socken können zum Schutz vor Zecken über die Hosen gestülpt werden. Als zusätzlichen Schutz können Socken, Hosen und unbedeckte Hautstellen mit einem Insektenschutzmittel (Repellent) behandelt werden. Nach dem Aufenthalt im Wald sollte der Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden. Vorhandene Zecken sollten so rasch wie möglich entfernt werden, denn je früher Zecken entfernt werden, desto weniger wahrscheinlich ist eine Ansteckung mit Krankheitserregern (siehe andere blutsaugende Gliedertiere).
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Letzte Änderung 28.04.2021