Plötzlicher Eichentod - Phytophthora ramorum

Der Eipilz Phytophthora ramorum (Plötzlicher Eichentod) ist ein besonders gefährlicher Schadorganismus. Phytophthora ramorum ist im Pflanzengesundheitsrecht, gemäss der Herkunft des Pilzes in zwei Kategorien aufgeteilt. Nicht-EU Pilzisolate sind seit 2020 als Quarantäneorganismen (QO; Anhang 1 PGesV-WBF-UVEK), während EU-Pilzisolate seit dem 1.12.2022 als geregelte nicht-Quarantäneorganismen (GNQO; Anhang 3 PGesV-WBF-UVEK) geregelt.

Die ursprüngliche Heimat von Phytophthora ramorum ist Asien. 2003 wurde der Schaderreger erstmals in der Schweiz in einer Baumschule nachgewiesen. Seither wird er gelegentlich in Baumschulen, Gartencentern und Privatgärten auf Zierpflanzen (Rhododendron und Viburnum-Arten) gefunden. In Europa gab es im Wald zwei starke Befälle an Japanlärchen zu verzeichnen: 2009 in England und 2017 in Frankreich.

Merkmale und Symptome des plötzlichen Eichentods

Phytophthora ramorum gehört zu den Ooymceten (Eipilze), pilzähnliche Organismen, die sich durch Sporen vermehren und ausbreiten.

Je nach befallener Pflanzenart treten die folgenden Symptome auf.

  • Rindennekrosen: zuerst als kleine, rötliche Flecken, später rötlich-schwarze Teerflecken
  • Baumsaft tritt aus (Schleimfluss)
  • Beim Triebsterben verfärben sich die Triebe zunächst dunkelbraun und später schwarzbraun. Je nach Pflanzenart kann die Infektion von der Triebspitze, in der Triebmitte oder an der Triebbasis beginnen und dehnt sich dann aus
  • Blattflecken von hell- über dunkelbraun bis schwarz verfärbt und meist scharf vom gesunden Gewebe abgegrenzt
  • Eiche: Rindenkrebse an Stamm und Äste mit schwarzem Schleimfluss
  • Lärche: Nadeln verfärben sich braun und fallen aus. Kronenbereich stirbt ab. Rindenläsionen mit Harzfluss
  • Rhododendren: typischer Blattwirt, bei dem Blatt und Triebe befallen werden. Triebsterben in der Regel von der Triebspitze zur Stammbasis
  • Viburnum-Arten: werden meistens an der Stammbasis befallen (typisch bei Viburnum x bodnantense). Es entwickeln sich braune Rindennekrosen und die befallenen Pflanzen welken rasch. In manchen Fällen bildet sich am Wurzelhals ein weisslicher Film (Mycel).
     

Betroffene Baumarten 

Folgende Pflanzen sind am häufigsten in Europa befallen.

  • Japanische Lärche (Larix kaempferi)
  • Rhododendron (Rhododendron spp.)
  • Schneeballpflanzen (Viburnum spp.)
      

Weitere europäische Wirtspflanzen sind: 

  • Kamelien (Camellia spp.)
  • Edelkastanie (Castanea sativa)
  • Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
  • Europäische Lärche (Larix decidua)
  • Hybridlärche (Larix × eurolepis)
  • Douglasie (Pseudotsuga menziesii)
  • Eichen (Quercus spp.)
  • Rotbuche (Fagus sylvatica)
  • Hängebirke (Betula pendula)
  • Eibe (Taxus baccata)
  • Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)


Umfängliche Liste von potenziellen Wirtspflanzen:
Phytophthora ramorum Host plants EPPO Global Database

Verwechslungsmöglichkeiten

Neben Phytophthora ramorum können auch andere Phytophthora-Arten auf den entsprechenden Wirtspflanzen die gleichen Symptome verursachen, wie zum Beispiel Phytophthora plurivora an Rhododendren. Daher ist eine genaue Diagnose nur mit einer genetischen Untersuchung möglich. Alle aufgeführten Symptome können aber auch eine ganze Reihe anderer Ursachen haben als eine Infektion mit Phytophthora.

Symptome - Eiche: Vom Plötzlichen Eichentod zu unterscheiden ist das «Akute Eichensterben» (engl. «Acute Oak Decline», AOD). Die Erreger sind in diesem Fall drei Arten von Bakterien. Eichen, die von AOD befallen werden, sind in der Regel bereits durch andere Faktoren wie Trockenheit, Frost oder Insektenbefall geschwächt. Das AOD wurde 2008 in Grossbritannien und 2017 in der Schweiz erstmals nachgewiesen.

Importwege und Befallssituation von Phytophthora ramorum in der Schweiz

Bis jetzt wurde Phytophthora ramorum in der Schweiz nur an Ziersträuchern in Jungpflanzenbetrieben und vereinzelt in öffentlichen und privaten Grünflächen gefunden. Die Schneeball-Art Viburnum × bodnantense ist der häufigste Wirt in der Schweiz. Bei den Erhebungen im Wald wurde dieser gefährliche Schadorganismus noch nie festgestellt. Dank der erfolgreichen Überwachungs- und Tilgungsmassnahmen konnte eine grossflächige Verschleppung von Phytophthora ramorum in die Umwelt bis jetzt offenbar verhindert werden. Die Verbreitung von Phytophthora ramorum kann durch kontaminierte Erde oder Wasser geschehen, erfolgt jedoch am häufigsten durch den Handel mit infizierten Pflanzen, meist Zierpflanzen. Der Pilz verbreitet sich auch durch Sporen, die sich bei feuchter Witterung leicht ablösen und mit Wind und Regentropfen lokal verbreitet werden.

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Letzte Änderung 09.10.2023

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